Das Pontresiner Erfolgsrezept

Ein Lionel Messi allein gewinnt kein Fussballspiel. Die Zeiten von Einzelkämpfern sind vorbei. Was auf dem Rasen gilt, hat auch im Tourismus seine Berechtigung. Das bestätigen die Auszeichnungen, die Pontresina in den letzten Jahren erhalten hat. 2012 wurde das historische Bergsteigerdorf von HolidayCheck gar zum gastfreundlichsten Ferienort der Schweiz gekürt. Kein Schnee von gestern, wie ein Blick auf den "Prix Bienvenu" von Schweiz Tourismus zeigt: Gleich fünf Hotels aus Pontresina belegen im aktuellen Rating Spitzenränge und gehören in puncto Gastfreundschaft zu den freundlichsten der Schweiz. Pontresina scheint einiges richtig zu machen. "Wir reden viel miteinander anstatt übereinander", fasst Thomas Walther, Pontresiner Hotelier, das Erfolgsrezept zusammen.


Thomas Walther

Pontresiner Hotelier


Thomas Walther (1968) leitet seit 20 Jahren mit seiner Frau Anne-Rose das Hotel Walther und Hotel Steinbock in Pontresina. Daneben setzt er sich als Vorstandsmitglied der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz und in weiteren Ämtern aktiv für den Tourismus ein. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Pontresina.
"Wir reden viel miteinander anstatt übereinander."

Dieses Credo pflegt Walther auch in seinen zwei Hotelbetrieben: Die langjährigen Mitarbeiter seien für ihn einer der Erfolgsfaktoren, kombiniert mit dem persönlichen Kontakt zu seinen Gästen. Beides schaffe Verbundenheit. Er muss es wissen – als Spross einer Hoteliersfamilie in der dritten Generation. Oder in seinen Worten: "Die Welt wird immer anonymer und unbeständiger. Bei uns können die Gäste sicher sein, dass wir uns über den Weg laufen. Daraus sind oft langjährige Freundschaften über Generationen hinweg entstanden. Familiäre Werte sind heute wichtiger als je zuvor."

Aber zurück zur Pontresiner Hotellerie – wie hat sich diese entwickelt über die Jahre? Wegweisend ist in den 90er Jahren der Entscheid der Gemeinde für ein modernes Kultur- und Kongresszentrum für knapp 30 Mio. Franken gewesen – ein klares Bekenntnis zum Tourismus. Das hat einen guten Wettbewerb ausgelöst. Nicht im Sinne, den anderen zu überbieten, sondern generell die Qualität zu verbessern. "Anfang 40 wurde ich Hotelierpräsident von Pontresina. Ich war damals der drittälteste Hotelier". Das heisst: Die Pontresiner Hotellerie hat sehr früh einen Generationenwechsel gemacht. Einen weiteren Grund für den Erfolg sieht Walther in der Pontresiner Hotelzone: "Dies bewahrte vor der Verlockung, während des Zweitwohnungsbooms einfach sein Hotel zu verkaufen. Das hat uns gerettet. Ansonsten hätten wir in Pontresina einige Hotels an bester Lage nicht mehr." Er blickt zuversichtlich in die Zukunft.