Der Steinbock-Experte Daniel Godli

Nicht nur Feriengäste und Einheimische sind fasziniert vom Bergsteigerdorf Pontresina – Steinböcke schätzen den Ort gleichermassen. Idyllisch in einem Engadiner Seitental gelegen, trumpft Pontresina mit seinen südlich exponierten Flanken und den steilen Weiden auf, die sich weit hinauf in die Felsen ziehen. Kurz: ein idealer Lebensraum für die grösste Steinbockkolonie der Schweiz. „Viel Sonne, genügend Futter und schneefreie Hänge – davon hängt vor allem im Winter ihr Überleben ab“, erläutert der pensionierte Pontresiner Wildhüter Daniel Godli. Der Steinbock-Kenner weiss genau, wo sich die Wildtiere aufhalten und wie sie ticken.

Wildhüter und Pontresiner Natur-Fan
Daniel Godli
Pensionierter Wildhüter und Pontresiner Natur-Fan

Daniel Godli war während über 30 Jahren Wildhüter in Pontresina. Der Natur-Fan war früher als Bergführer und Skilehrer tätig. Er lebt in Pontresina.
Pontresina ist für mich das Steinbock-Dorf.

Dabei sind Begegnungen mit den Berg-Königen einfach: „Steinböcke sieht man in Pontresina zu jeder Jahreszeit. Im Winter und Frühling sieht man sie bereits vom Dorf aus“, erklärt Godli. Spätestens im Juni sind sie weg und nur noch in höheren Gefilden wie der Alp Languard anzutreffen. Obwohl die Tiere nicht sehr scheu sind, sollte man den markierten Wanderweg nicht verlassen. „Respekt zollen und entsprechend auf Abstand bleiben“, rät Godli. Es gebe immer wieder Leute, die sich wegen eines Fotos extrem nahe an die Steinböcke heranwagen – für Godli ein No-Go. 

Nachdenklich stimmt Godli, wenn seine Steinböcke von Krankheiten wie der Gamsblindheit betroffen sind. Die Krankheit ist hochansteckend – und in einer Wildtierpopulation nicht behandelbar. Dauerhaft erblindete Tiere sind nicht überlebensfähig: sie verhungern oder stürzen ab. „Viele Tiere erholen ich aber nach einigen Wochen wieder“, sagt Godli erleichtert. Erkrankte Tiere laufen oft ins Leere oder im Kreis herum und zeigen kein Furchtverhalten. Wer betroffene Tiere sichtet, soll diese dem Wildhüter melden und die Tiere in Ruhe lassen, da sie bei Fluchtversuchen abstürzen können. Zurzeit geht es der Kolonie gut. Einigen Steinböcken hat Godli sogar Namen gegeben: Gian und Giachen beispielsweise. Wie die bekannten Werbesteinböcke aus den Fernseh-Spots von Graubünden Ferien. Dabei handelt es sich um zwei Steinböcke, die Godli zu Forschungszwecken eingefangen, markiert und wieder freigelassen hat. „Es gäbe noch viel mehr über Steinböcke zu erzählen. Wer mehr wissen will, kommt am besten einfach in Pontresina vorbei“, meint Godli augenzwinkernd.